Zusammenfassung
Während einer postoperativen Thromboseprophylaxe mit subkutan verabreichtem, niedrig
dosiertem Heparin wurden bei einer gynäkologischen Patientin am zehnten postoperativen
Tag eine Thrombozytopenie und Verbrauchskoagulopathie ohne manifeste Blutungsneigung
beobachtet. Mit Hilfe der Gel-Elektrophorese konnte durch den Nachweis von quervernetzten
Fibrinderivaten, die nur nach Thrombineinwirkung entstehen, der Beweis erbracht werden,
daß eine disseminierte intravasale Gerinnung vorgelegen haben muß. Allein die Beendigung
der Heparinprophylaxe führte zur Rückbildung der Hämostasestörung. Die zwei Monate
später durchgeführten Thrombozytenfunktionstests ließen als einzige reproduzierbare
Auffälligkeit erkennen, daß das Plasma der Patientin nur in Anwesenheit von Heparin
eine Hemmung der Desaggregationsreaktion von Normalthrombozyten bewirkte. Der auffallend
enge zeitliche Zusammenhang der Heparinprophylaxe mit Thrombozytopenie und Verbrauchskoagulopathie
legt die Vermutung nahe, daß eine kausale Beziehung bestehen könnte, ohne daß zur
Zeit die möglicherweise heterogene Ätiologie befriedigend erklärt werden kann.
Abstract
During postoperative prophylaxis of thrombosis using subcutaneous low-dose heparin
thrombocytopenia and consumption coagulopathy without manifest haemorrhage were observed
in a female patient with gynaecologic problems on the tenth postoperative day. Using
gel-electrophoresis, demonstration of crosslinked fibrin derivatives, which occur
only after contact with thrombin, was proof that disseminated intravascular coagulation
must have been present. Cancellation of heparin prophylaxis was sufficient for regression
of the haemostatic disorder. Platelet function tests performed two months later showed
as the only reproducible abnormality that the patient's plasma caused inhibition of
desaggregation of normal platelets only when heparin was present. The remark-ably
close chronologic connection of heparin prophylaxis with thrombocytopenia and consumption
coagulopathy suggests a possible causal connection. However, at present the possibly
heterogeneous aetiology cannot be explained satisfactorily.